Zwei Augsburger Schulen gewinnen Preise beim Kultusministerium
Im Juni 2019 ist das Erinnerungsband für Charlotte Eckart, Gabriele und Anna Schwarz sowie August Einstein vor der Gesundbrunnenstraße 3 enthüllt worden. Die Biographien von Lotte Eckart und ihrer Tochter Gabi hatten fünf Schülerinnen und ihr Religionslehrer recherchiert. Nun haben sie dafür beim Wettbewerb des Kultusministeriums „Erinnerungszeichen — Erforscht die Geschichte und Kultur eurer Heimat!“ einen Anerkennungspreis erhalten.
Die ErinnerungsWerkstatt gratuliert Gabriela Kuru, Selina Acar, Nicole Madar, Jessica Michel und Christin Reif sowie ihrem Lehrer Albert Eichmeier herzlich!
Die Schülerinnen schreiben darüber, wie sie Lotte Eckart und ihe Tochter kennengelernt haben:
Zunächst haben wir einen Text über das Leben von Lotte (Charlotte Margarete) Eckart, geb. Schwarz (1904/1942) gelesen, in diesem ging es zusammengefasst um ihr Leben und ihren Versuch aus dem deutsche Reich zu gelangen. Ausserdem handelte es sich darum dass sie ihre kleine Tochter Gabriele zu einer Pflegefamilie ins Allgäu bringen möchte da sie dort sicherer sei. Zu dem Schriftstück beigelegt gab es Dokumente wie die die Bestätigung von der Israelitisches Kultusgemeinde Augsburg über die Hinrichtung von Lotte Eckart, einen Brief von Lotte an die Familie Aichele bezüglich Gabi, auch einen Brief der Bayrischen Hypotheken und -wechselbank über die Einziehung und Verwertung des Vermögens von Gabriele Schwarz , etc..
Anschliessend schauten wir den Film „Leni… muß fort“ von Leo Hiemer aus dem Jahr 1994 an. Dieser erzählt die Geschichte des kleinen Mädchens (virtuelle Realität Gabi Schwarz) und ihr Leben im Allgäu und wie die Pflegefamilie Aibele (vr. Aichele) versucht das Kind zu retten. Als wir mit dem Film zu Ende waren, besuchte uns Herr Hiemer persönlich und wir durften Fragen an ihn stellen. Er erklärte uns wie er an die Dokumente kam und erzählte von den Recherchen vor Ort, auch erzählte er uns von seinem Buch „Gabi (1937-1943)“ das er nach dem Film verfasste und im Jahr 2019 veröffentlichte und der damit zusammenhängenden Arbeit mit Herr Eichmeier.
So kamen wir zur Einweihung des Erinnerungsbandes am 03.Juni 2019. Zu der Feier kamen viele Teilnehmer, neben uns Schülern von der Agnes Bernauer Realschule kamen auch Schüler des Von-Stetten und Lehrer beiderseitig waren Anwesend und weitere Beteiligte. Zuerst gab es eine Begrüßung von dem Autor und Regisseur Leo Hiemer welcher auch noch weitere Berichte über die Schicksale anderer Jüdischer Mitbürger ansprach. Darauf folgend stellten ein paar von uns Schülern Kurzbiographien von August Einstein, Anna Schwarz, Lotte Eckart und Gabriele Schwarz vor. Woraufhin die Enthüllung der Gedenktafel stattfand, die später mit Rosen von Herr Hiemer und den drei geistlichen geschmückt wurde. Der Prozess ging weiter indem jeweils einer der drei Geistlichen eine Rede hielt. Sie stammten von der Israelitischen Kultusgemeinde Augsburg, der evangelischen-lutherische Kirche und der katholische Kirche. Als die Vorträge der Geistlichen zu Ende waren kam es zur Verabschiedung und Einladung zur Lesung aus Leo Hiemers Buch, die im im Von-Stetten’schen Institut stattfand.
Auch drei Schülerinnen des Maria-Ward-Gymnasiums haben bei dem Schülerlandeswettbewerb einen Preis erhalten. Das bayerische Kultusministerium zeichnete sie für ihr Projekt „Unser Weg mit Wolfgang Bernheim“, das sie zum Internationalen Holocaustgedenktag am 27.01.2020 vorbereitet hatten, mit einem zweiten Preis aus.
Auch an Pauline Schäffler, Zoe Maridakis und Anna Hackenberger sowie ihre Lehrerin Johanna Linse geht herzlicher Glückwunsch und Dank der ErinnerungsWerkstatt!
Besonders an diesem Projekt war, dass dank der Erinnerungsbänder das Schicksal der Familie Bernheim stellvertretend für alle verfolgten Juden in der NS-Zeit den Jugendlichen aus der 8. Jahrgangsstufe näher gebracht werden konnte. Über ihr Projekt berichten die Schülerinnen wie folgt:
Gegen Ende des Schuljahres 2019 sprach uns unsere damalige Deutsch- und Geschichtslehrerin, Joanna Linse, an und fragte uns, Pauline Schäffler, Zoe Maridakis und Anna Hackenberger, ob wir Lust hätten, an dem Wettbewerb „Der Geschichte ein Gesicht geben“ teilzunehmen. Sie sagte, sie habe schon jemanden über den wir schreiben könnten und zwar den in Augsburg Pfersee geborenen Wolfgang Bernheim.
Sie müssen wissen, dass wir auch im Stadtteil Pfersee wohnen und es dadurch noch interessanter war zu hören, wie es dort in der Vergangenheit aussah. Aus dem Pfarrbrief der Herz- Jesu-Kirche erfuhren wir, dass Wolfgang in dieser Kirche als Jude getauft wurde und traten somit mit dem dortigen Pfarrer, Monsignore Götz, in Kontakt, um von ihm noch mehr Informationen zu bekommen. Und wir hatten Glück, denn er wusste von einem in Augsburg lebenden Verwandten Wolfgangs, den wir dann auch kontaktierten. Von ihm bekamen wir auch Wolfgangs Taufurkunde, welche Sie später in diesem Album noch sehen können.
Der Verwandte Wolfgang Bernheims, Michael Bernheim, gab uns weitere Informationen und so konnten wir uns nach und nach ein Bild von Wolfgangs Leben machen. Wir waren schockiert über die damaligen Ereignisse und hatten das Bedürfnis unseren Mitschülerinnen und Mitschülern vor Augen zu führen, wie schrecklich diese Zeit war und dass so etwas nie wieder passieren durfte. Also hatten wir die Idee, am Holocaustgedenktag einen Gedenkweg zu gestalten, welcher vom Gymnasium St. Stephan bis zur Herz-Jesu Kirche unsere Jahrgangsstufe führen sollte. Die einzelnen Stationen des Gedenkweges konnten wir mit den von dem Lehrer, Albert Eichmeier, aus der Agnes-Bernauer-Realschule gesammelten Dokumenten stützen. Parallel dazu erarbeiteten wir einen Lebenslauf von Wolfgang, den bei einer offiziellen Gedenkveranstaltung im Augsburger Rathaus verlesen durften, welche am Abend des 27.01.2020 stattfand. In den folgenden Wochen bereiteten wir uns mit tatkräftiger Unterstützung von Frau Linse auf den Gedenkweg vor. Wir besuchten mit Michael Bernheim auch noch das Grab der Familie Bernheim auf dem Jüdischen Friedhof in Augsburg.